Sakhile & Me
Mbali Dhlamini
Look Into, 2017
Beinahe wie abstrahierte Ikonengemälde erscheinen die Frauen indigener westafrikanischer Communities in ihren traditionellen indigofarbenen Gewändern in Mbali Dhlaminis Serie Look Into. Die in unkenntlichem Schwarz versunkenen Frauen erinnern mediengeschichtlich an die rassistische Durchwirkung fotografischer Technologien, die weiße Haut zum Maßstab der Abbildungstechnik erhoben. Weiß waren vermutlich auch die Fotografen, die in der Kolonialzeit die Portraits aufnahmen, die das Ausgangsmaterial für Dhlaminis Werke bilden. Diese hat die Künstlerin digital überarbeitet, Mensch und Hintergrund verschränken sich zu einer schwarzen Farbfläche, die Aufmerksamkeit wird auf die die Frauenkörper umhüllenden Stoffe und deren kulturelle Bedeutung gelenkt. Es entsteht eine neue Betrachtersituation: Ist der Blick auf fotografische Portraits meist mit einem voyeuristischen Erlebnis verknüpft – eine hierarchische Struktur, die insbesondere fotografische Darstellungen des weiblichen Körpers prägt oder als Instrument von „Othering“ im Kontext (neo-)kolonialer Narrative dient – so wird dieses Machtverhältnis in Dhlaminis Arbeiten neu geordnet, die Portraitierten entziehen sich den Betrachtenden und es entsteht ein Gefühl des Kontrollverlusts.
Nadine Henrich